Agiles Management: Ausnahmslos eine gute Idee?

Highlights

Agiles Management ist ein relativ neuartiger Begriff, der meiner Erfahrung nach bei vielen Führungskräften Unsicherheit auslöst: Was ist damit gemeint? Wie sieht agile Führung genau aus? Welche Prozesse braucht es, um unser Unternehmen in Richtung Agilität zu transformieren? Vorab meine persönliche Einschätzung: Agilität wird häufig bereits gelebt, auch wenn niemand die Prozesse und Entscheidungsstrukturen im Unternehmen so bezeichnet. Vernünftiges Management vereint agile Methoden und Denkweisen mit gewachsenen intelligenten Strukturen und logischen Verantwortlichkeiten. Wir reden hier also nicht von Raketenwissenschaft, sondern vom Wandel und der nötigen Fähigkeit aller Führungskräfte, sich diesem anzupassen.

Agiles Management: Ausnahmslos eine gute Idee?

Praktische Tipps von Christian Berick

Die nachfolgenden Inhalte rund um das Thema Agiles Management wurden von Christian Berick, Senior Partner der EL-NET GROUP, verfasst.

Was genau bedeutet Agilität in Unternehmen?

Kaum eine Führungskraft kommt heute noch an der Idee vorbei, agile Leadership sei die Lösung aller Herausforderungen und müsse unbedingt umgesetzt werden. Das ist tatsächlich im Grunde eine korrekte Annahme, die jedoch eines genaueren Hinsehens bedarf. Deshalb schauen wir zunächst einmal, worum es hier überhaupt im Detail geht. Vor allem zeichnet sich agiles Management durch

  • Dynamik und Flexibilität aus. Das bedeutet ganz konkret z. B., dass bisherige tägliche Abläufe hinterfragt und Vorgehensweisen reflektiert werden – vom gesamten Team, nicht von der Führungskraft allein.
  • Alle Entscheidungen werden zügig getroffen. Das Ganze funktioniert natürlich nur mit einer besonderen Form der Kommunikation, die auch eine offene Fehlerkultur beinhaltet.
  • Veränderungen beim Kunden oder am Markt müssen in agilen Unternehmen schnell und unkompliziert weitergegeben werden, um dynamisch darauf reagieren zu können. Deshalb ist die agile Leadership auch das Anti-Konzept zur konservativen Hierarchie: Die neue Form der Führung setzt auf Augenhöhe und direkte Kommunikationswege.
  • Agile ManagerInnen vertrauen ihren Teams, eigenständig Entscheidungen zu treffen, geben Aufgaben ab und können Verantwortlichkeiten delegieren.

Eine große Herausforderung sind die Führungskräfte selbst.

Da das Thema Agilität nicht nur für Führungskräfte wichtig ist, sondern immer auch das ganze Unternehmen betrifft, gibt es mittlerweile zahlreiche Studien dazu. Die Hochschule Koblenz hat bspw. in ihrer im Jahr 2020 erschienenen Studie Status Quo (Scaled) Agile herausgearbeitet, dass das Top-Management zur wichtigsten Herausforderung gehört, wenn agile Arbeitsweisen implementiert werden sollen. Das bedeutet, dass wir bei der Führungsebene von einer enorm wichtigen Stellschraube sprechen. Das kann ich als Personalberater nur bestätigen. Zudem gab die Mehrheit der Befragten an, agile Methoden selektiv zu nutzen, bzw. diese mit traditionellen Vorgehensweisen zu kombinieren. Auch dieses Ergebnis überrascht mich nicht. In meiner Tätigkeit, in der ich seit vielen Jahren mit der oberen Managementebene zu tun habe, habe ich immer wieder gesehen, dass agile Führung auch ihre Grenzen haben muss. Unternehmen, die sich voll und ganz der Agilität verschrieben haben, überlassen z. B. komplette Bewerbungsprozesse demjenigen Team, das den oder die neue/n KollegIn oder Vorgesetzte/n benötigt. Bis zu einer gewissen Position sehe ich hier einen absoluten Vorteil gegenüber klassischen Einstellungsverfahren. Doch wenn es sich um Vorstände oder CEOs handelt, ist es enorm wichtig, die exakten Anforderungen der Person zu berücksichtigen, an die berichtet werden wird. Jeden mitreden zu lassen, ist dann nicht unbedingt zielführend.

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