Stressmanagement Coaching und Methoden: 5 Fragen an Eva Knoche.
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Februar, 2022, 4 Min
Eva Knoche ist als Beraterin bei der EL-NET GROUP seit 2008 aktiv und unterstützt Menschen bei der beruflichen Neuausrichtung. Außerdem ist sie selbständig als Coach und Seminarleiterin tätig. Dabei liegt ihr Schwerpunkt in der Stressbewältigung und sie begleitet Menschen bei der Stärkung ihrer Resilienz sowie der Praxis der Achtsamkeit, um herausfordernden Zeiten mit innerer Stärke begegnen zu können.
Wir haben mit Eva Knoche darüber gesprochen, dass uns das Thema Stress alle beschäftigt und bewegt und dass es einfache, wirkungsvolle Techniken gibt, um stressfreier und zufriedener durch das Leben zu gehen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
5 Fragen an Eva Knoche
Der nachstehende Text basiert auf einem digital geführten Interview.
Eva, du beschäftigst dich im Rahmen der Outplacement Beratung und des Executive Coachings mit Stressbewältigung. Wann, bzw. in welcher Phase kommen KlientInnen üblicherweise auf dich zu?
Das ist eine gute Frage, denn meistens kommen Menschen dann zu mir, wenn es nicht mehr so weitergeht wie bisher. Wenn sie wirklich an Grenzen kommen – ob gesundheitlich oder psychisch – und merken: ich MUSS etwas ändern. Das ist in meinen Augen der erste und wichtigste Schritt, da es etwas in Bewegung bringt. Solange im Berufs- und Arbeitsalltag alles einigermaßen gut läuft, sehen die wenigsten die Notwendigkeit, sich Unterstützung zu holen.
Wenn ich am Anfang der Beratung nach einer Einordnung des aktuellen Stresslevels (von 1= niedrig bis zu 10 = sehr hoch) nachfrage, liegen die meisten meiner KlientInnen auf jeden Fall über 5 und höher. Spätestens bei 7 oder 8 ist meines Erachtens Handlungsbedarf.
Es gibt aber auch Menschen, die mich z.B. durch Vorträge kennenlernen und sich einfach durch das Thema angesprochen fühlen und sich etwas Gutes tun möchten. Denn gerade beim Thema Resilienz wird ja deutlich, dass wir es selbst in der Hand haben, wie wir mit Stress umgehen. Oftmals haben wir es nur nicht wirklich gelernt bzw. selten bewusst reflektiert.
Auch in der Outplacement Beratung spielt das Thema Stressbewältigung eine Rolle, wenn sich Menschen auf eine neue berufliche Aufgabe ausrichten und es dann manchmal anders kommt als erwartet. Das kann Stress verursachen. Manchmal wechseln Menschen auch gerade aus Gründen von Stress und Druck im vorherigen Job und wollen genau das in Zukunft vermeiden. Da gilt es, sich aktiv mit dem Thema der Stressbewältigung auseinanderzusetzen.
Kann man Stressmanagement erlernen?
Diese Frage kann ich auf jeden Fall mit Ja beantworten. Ja, wir können Stressmanagement erlernen. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass wir es WIRKLICH WOLLEN. Und dass wir bereit sind, etwas zu verändern. Einstein hat es so ausgedrückt: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Das Erstaunliche ist, dass wir bereits mit kleinen Veränderungen, entweder im eigenen Verhalten oder in der eigenen Einstellung, viel bewirken können. Es ist mir immer wichtig, dass Menschen etwas „an die Hand“ bekommen, das sie einfach und wirkungsvoll in ihrem Alltag umsetzen können. Ansonsten haben wir gleich noch mehr Stress, weil es uns nicht gelingt oder wir nicht diszipliniert genug sind.
Stressmanagement ist also ein Teil der individuellen Selbstmanagementkompetenz. Wie gelingt es dir, gemeinsam mit deinen KlientInnen persönliche Stressfaktoren zu identifizieren?
Das ergibt sich meistens direkt aus dem Gespräch. Menschen erzählen mir, was sie beschäftigt und auch stresst. Und schon sind wir beim Thema! Da frage ich gezielt nach und versuche auch zwischen den Zeilen zuzuhören, um herauszufiltern, was die größten Stressoren sind. Oftmals ist es vielmehr der sogenannte Mikrostress im Alltag, der sich mehr und mehr summiert und dann gefühlt nicht mehr zu bewältigen ist. Viele kleine Probleme wiegen so schwer wie ein großes. Mikrostress erleben wir tagtäglich, wie etwa Stau im Straßenverkehr, Schlangen an der Kasse, einen avisierten Liefertermin „zwischen 9 und 17 Uhr“, Menschen, die zu spät kommen, die Kinder, die auch etwas von einem wollen. Hinzu kommt das aktuelle Corona-Thema, was viele Menschen stresst. Im Grunde wissen die Menschen sehr gut, was sie stresst. Oftmals finden sie nur keinen guten Weg, mit Stress umzugehen. Da bin ich dann als Coach gefragt, indem ich meine KlientInnen dabei unterstütze, einen für ihr individuelles Leben passenden Umgang mit Stress zu finden. Oftmals ändert sich wie gesagt durch kleine Veränderungen der Blickwinkel auf das Thema sehr stark ins Positive. Das finde ich immer wieder faszinierend.
Darauf schließend – welche Stressmanagement Methoden wendest du in deinem Coaching an?
Ich bin ein Fan von kleinen Methoden, d.h. solchen, die wenig bis keine Zeit benötigen und die am allerbesten noch Freude bereiten. Denn dann ist es nachhaltiger. Meistens hat es sehr viel mit dem Thema der Selbstfürsorge zu tun, beispielsweise mit der Frage: Mache ich bewusste Pausen, in denen ich Kraft schöpfe? Sehr oft kann daran etwas „geschraubt“ werden und schon verändert sich ein wenig das Lebensgefühl, denn Menschen merken, dass sie tatsächlich etwas verändern können. Das ist sehr wichtig, denn das hat mit Selbstwirksamkeit zu tun und schon sind wir wieder ein Stück mehr Gestalter/in unseres Lebens und steigen bewusst aus dem Hamsterrad aus.
Ich stelle die Frage: Wann haben Sie das letzte Mal nichts getan, einfach nur zwei Minuten aus dem Fenster geschaut? Wenn wir diese Frage gleich anwenden, ist es nicht mehr nur Theorie, sondern Praxis. Und darum geht es bei dem Thema der Stressbewältigung – etwas mal anders machen als sonst, aktiv entspannen und somit entschleunigen. Dann wird der Parasympathikus, unsere innere Bremse aktiviert und schon tanken wir Kraft. Und so geht es dann schrittweise weiter, je nachdem, wo ein Mensch steht.
Welchen Tipp gibst du Führungskräften, die sich ihrer beruflichen, stressbedingten Situation ausgeliefert fühlen und denen ihre Lage aussichtlos erscheint?
Erst einmal ist es wichtig, das Gefühl der Überforderung anzunehmen, denn wenn wir uns dann noch darüber ärgern, dass wir so fühlen, verstärken wir es nur noch. Nobody is perfect. Zunächst ist also die Annahme gefragt. Manchmal hilft auch der Blick in die Vergangenheit, um zu sehen, was man schon alles gut gemeistert hat. Das gibt Zuversicht. Denn darum geht es: wieder in ein positives Gefühl zu kommen, raus aus dem Denken. Dem Kopf immer mal wieder eine Pause gönnen, auch wenn man meint, dass dafür keine Zeit ist. Beispielsweise eine Minute innehalten, kurz die Augen schließen, bevor man hektisch irgendwo anfängt oder zwischendurch einmal aufstehen und einen Tee oder Kaffee machen. Eine solche Denkpause oder sogenannte Mikropause bewirkt oftmals, dass wir mit neuem frischen Blick auf die Aufgaben und Herausforderungen schauen und diese dann entspannter angehen.
Studien zeigen, dass es sehr hilfreich sein kann, sich auf das Positive im eigenen Leben zu fokussieren. Meistens sind es gefühlte Selbstverständlichkeiten, für die wir aber tatsächlich dankbar sein können. Und schon hebt das die Stimmung. Sich abends kurz hinsetzen und sich fragen, was heute gut war, kann bereits ein kleiner Perspektivwechsel sein. Und Interessen reaktivieren, sei es beispielsweise spazieren gehen, Bewegung oder kochen. Denn so holen wir uns die Freude wieder ein Stück ins Leben. Das ist wichtig für das eigene Wohlbefinden. So schaffen wir Inseln der Zufriedenheit. Und zu guter Letzt: Holen Sie sich ruhig Unterstützung. Denn das ist kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil: Stressmanagement Coaching ist eine Möglichkeit, sich zu stärken.
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